„Tour de Niedernhausen“ - Die Auswertung, Teil 2 | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Wie radelt sich's in Niedernhausen? Am 18. Oktober waren wir mit fahrradbegeisterten Niedernhausenern auf Tour. Hier kommen die Ergebnisse...

„Tour de Niedernhausen“ - Die Auswertung, Teil 2

Am 18 Oktober hatte Bürgermeisterin Lucie Maier-Frutig zur „Tour de Niedernhausen“ eingeladen. Eine große Zahl von Niedernhausenerinnen und Niedernhausenern hat sich angeschlossen und unsere Gemeinde „unter die Räder genommen“ – Ziel war es, der Bürgermeisterin zu zeigen, wo man mit dem Fahrrad bei uns Probleme hat. Unbequeme und teilweise gefährlich beschädigte Wegeoberflächen waren vielen Teilnehmenden ein Anliegen. Unübersichtliche und widersprüchlich beschilderte Verbindungen vom Radweg auf die Straße standen auf Platz 2.

Auf halbem Weg hatte die „Tour de Niedernhausen“ am Ortseingang von Engenhahn einen Zwischenstopp eingelegt. Als nächstes kommt ein weiteres großes Thema ins Gespräch – und unter die Räder: Radwegeverbindungen Richtung Idstein. Parallel zur ICE-Strecke führt der so genannte „Cunoweg“ bis zum Idsteiner Industriegebiet. Der Weg liegt größtenteils auf dem Gebiet der Stadt Idstein. Auf Niedernhausener Seite (bis zum Waldhof) wird die Gemeinde einige Unebenheiten in der wassergebundenen Wegedecke ausbessern. Eine weitere, viel befahrene Verbindung führt von Niederseelbach durch das „Gerlohe“ genannte Tal bis zum Gassenbacher Hof. Auch hier berichten Radfahrerinnen und Radfahrer von einer sehr unebenen Wegeoberfläche, die recht unangenehm zu fahren sei. Dieser Weg soll gemäß dem Radverkehrskonzept der Gemeinde asphaltiert, bzw. die schadhafte Asphaltdecke saniert werden. Dies betrifft auch den Weg parallel zur Bahnstrecke vom Waldhof bis zur Feuerwehr Niederseelbach (Radverkehrskonzept Maßnahmen Nr. 42 und 43).

Zusätzlich gibt es noch eine dritte Radwegeverbindung von Niedernhausen nach Idstein: Dem hessischen Radfernweg R8 folgend von Oberseelbach über Dasbach. Diese Verbindung verläuft durchgehend auf ziemlich guten, meist asphaltierten Wegen. Nur hinter Dasbach ist ein kurzes Stück Landstraße zu befahren. Daher können wir diese Strecke sehr empfehlen!

Die „Tour de Niedernhausen“ geht über Oberseelbach auf die nächste Etappe: Entlang der L3026 verläuft ein recht gut ausgebauter Fuß- und Radweg. Einziges Manko: Zwei Entwässerungsrinnen und die Verschwenkung des Wegs an der Bushaltestelle „Lochmühle“ sind gerade bei schlechter Sicht potentielle „Fallen“ – hier kann durch farbige Markierungen zur besseren Sichtbarkeit abgeholfen werden! Sowie das nächste Mal in Niedernhausen Straßenmarkierungen anstehen, wird an dieser Stelle ebenfalls markiert.

Das Ende (oder Anfang, je nach Richtung) dieses Radweges in Niedernhausen (Idsteiner Straße) braucht wie das Gegenstück in Königshofen eine deutlichere Beschilderung. Die bestehende Beschilderung ist widersprüchlich und wird angepasst.

An diesem Punkt stellt sich die Frage, wie man per Rad in Richtung Theißtalschule, zum Schwimmbad oder weiter nach Oberjosbach kommt. Man könnte der Idsteiner Straße nach Niedernhausen hinein folgen, und dann die Ahornstraße bzw. den Lenzhahner Weg nehmen. Beides zwei stark befahrene Straßen, die auch noch recht steil bergauf führen. Gibt es Alternativen? Tatsächlich kennen viele Radfahrerinnen und Radfahrer in dieser Gegend „Schleichwege!“ Aber sind diese auch für Fahrräder formal freigegeben? Parallel zur Idsteiner Straße verläuft oberhalb des Baugebietes Farnwiese ein kombinierter Radweg. Über diesen Weg, den Weißdornweg und die Ulmenstraße kommt man recht unkompliziert in Richtung Schule, Schwimmbad, und darüber hinaus. Die einzige Verbindung von der Idsteiner Straße zu diesem Weg ist aber ein reiner Fußweg. Dort hieße es nach jetzigem Stand für Radfahrer: Absteigen und schieben… Auch hier steht eine Prüfung durch das Ordnungsamt an – wenn der Weg breit genug ist, kann er für Fahrräder freigegeben werden.

Von der Theißtalschule und dem Waldschwimmbad führen zwei Wege weiter: In Verlängerung des Quellenweges nach Oberjosbach (endet im Akazienweg) oder unterhalb davon in Verlängerung des Obernhäuser Weges zum Schäfersberg (endet an der Einmündung Oberjosbacher Straße/ Feldbergstraße). Beide Wege haben so genannte „wassergebundene Decken“, sind also mit Schotter befestigt. Es wurden hier ausgewaschene Rinnen beobachtet, die besonders bei der Fahrt bergab ein Hindernis darstellen können. Die Gemeinde kontrolliert beide Wege regelmäßig, gerade bei starkem Regen lassen sich Beschädigungen aber nicht vermeiden. Besonders anfällig ist der Weg entlang des Schwimmbadgeländes, weil er sehr abschüssig ist.

Der Weg durch die Obernhäuser Wiesen ist eine beliebte Verbindung vom Schäfersberg in Richtung Niedernhausener Ortskern, und wird besonders von Schülerinnen und Schülern der Theißtalschule viel begangen. Daher ist der Wunsch nach einer Asphaltierung und Beleuchtung des Weges verständlicher Weise oft in den Vorschlägen zur „Tour de Niedernhausen“ vertreten. Tatsächlich ist die Sanierung des Weges als Maßnahme Nr. 51 des Radverkehrskonzepts bereits beauftragt und wird auch umgesetzt. Eine Beleuchtung ist aus Kostengründen aber nicht vorgesehen.

Auf dem Schäfersberg weisen Anwohnerinnen und Anwohner auf eine weitere offene Frage hin: Dürfen die Fußwege entlang der Oberjosbacher Straße mit dem Fahrrad befahren werden? Dies darf in der Tat geschehen, und zwar zwischen Einmündung „Zur Steinritz“ und „Am Schäfersberg“ – ideal wäre, wenn die Freigabe auch zwischen der Einmündung „Zur Steinritz“ und Feldbergstraße/ L3027 geschehen könnte.

Aber was ist eigentlich mit den Waldwegen? Ein Niedernhausener Bürger hat uns ausführliches Feedback zu eher sportlich anspruchsvollen Touren gegeben, die zum großen Teil im Wald verlaufen. Hier ist die Situation, dass sich „Erholungssuchende“ aller Art die Wege mit land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen teilen müssen. Das wird sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern! Schäden an den Wegen können aber jederzeit an das zuständige Forstamt Wiesbaden-Chausseehaus gemeldet werden.

Ein weiteres allgemeines Thema kommt auch auf der Tour zur Sprache: Wer mit dem Fahrrad im Alltag unterwegs ist, muss das Gefährt auch zwischendurch mal abstellen! Im Niedernhausener Ortskern fehlen dezidierte „Fahrrad-Parkplätze“. Es gibt Abstellmöglichkeiten am Rathaus und auf den Parkplätzen mehrerer Supermärkte, aber zum Beispiel im Bereich Bahnhofstraße/ Austraße ist man oft auf Laternenmasten o.ä. zum sicheren Abstellen eines Fahrrades angewiesen. Wobei es aber passieren kann, dass der Drahtesel dann Fußgängern im Weg ist… Die Gemeinde wird prüfen, ob an manchen Stellen im Ortskern einzelne PKW-Parkplätze zur „Fahrrad-Parkplätzen“ umgewidmet werden können.

Zum Anschluss konnten sich die Bürgermeisterin und die Teilnehmenden dann noch einmal gemütlich rollen lassen: Es geht die Feldbergstraße hinunter bis zum Rat(d)haus… Drei Stunden, 17 Kilometer und etliche Zwischenstopps mit angeregten Diskussionen später wurden hier schließlich bei einer Abschlussrunde die Erkenntnisse zusammengetragen. Ergebnis: Es gibt noch viel zu tun, um die Infrastruktur für die Fahrradfans und das Radwegenetz in unserer Gemeinde weiter zu verbessern. Bereits seit 2022 hat die Gemeinde Niedernhausen ein „Radverkehrskonzept“, das seitdem Stück für Stück umgesetzt wird. So wurden beispielsweise eine Reihe von Einbahnstraßen für den Radverkehr in beide Richtungen geöffnet, oder Wirtschaftswege für Radfahrerinnen und Radfahrer freigegeben - zum Beispiel der Weg in Verlängerung des Kiefernweges in Oberjosbach Richtung Niedernhausen. Weitere Maßnahmen sollen folgen.

Im Gespräch zeichnete sich ab, dass die Umsetzung des Konzepts einigen Niedernhausener Radlerinnen und Radlern nicht schnell und nicht umfassend genug erfolgt. Die Bürgermeisterin erklärt die Position der Gemeinde: „Umfassende Maßnahmen wie das Asphaltieren eines Weges kann die Gemeinde nur mit Fördergeldern vom Land umsetzen. Vom Antrag bis zur Bewilligung der Fördergelder dauert es meist ein ganzes Jahr. Dann muss die Baumaßnahme geplant, ausgeschrieben und beauftragt werden – im besten Falle wieder ein Jahr Zeit, die leider darüber verstreichen muss. Erschwerend kommt die herausfordernde Haushaltslage hinzu, in der Niedernhausen und viele andere Kommunen stecken. Wir sind leider nicht in der Position, ‚einfach mal so‘ einen Radweg bauen zu können, auch wenn wir das noch so gerne tun würden!“