„Tour de Niedernhausen“ - Die Auswertung, Teil 1 | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Wie radelt sich's in Niedernhausen? Am 18. Oktober waren wir mit fahrradbegeisterten Niedernhausenern auf Tour. Hier kommen die Ergebnisse...

„Tour de Niedernhausen“ - Die Auswertung, Teil 1

Die Aktion „Stadtradeln 2025“ hat es wieder gezeigt: Viele Menschen sind in und um Niedernhausen gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Allerdings ist Niedernhausen keine klassischen „Fahrradstadt“ – schon allein, weil man bei uns im Taunus bergauf teilweise sehr feste in die Pedale treten muss! An der Geographie kann man nichts ändern, aber auf anderen Gebieten gibt es Raum für Verbesserungen.

Davon hat sich Bürgermeisterin Lucie Maier-Frutig am 18. Oktober ein Bild gemacht. Bei bestem Ausflugswetter startete die Rathauschefin zur „Tour de Niedernhausen.“ Vorausgegangen war ein Aufruf der Gemeinde, Gefahrenstellen und Verbesserungspotential in der Radwegeinfrastruktur zu melden. Über 50 Einsendungen haben die Gemeinde dazu erreicht, und am Tag der Tour waren fast ebenso viele Radfahrerinnen und Radfahrer am Start, um der Bürgermeisterin ihre Sicht auf Niedernhausens Straßen und Wege zu zeigen. Bürgermeisterin Maier-Frutig betonte nach der Tour, wie wichtig der „Blick ins Gelände“ ist: „Viele wichtige Anregungen kann man nur aus der Perspektive von Menschen gewinnen, die regelmäßig Rad fahren: Widersprüchliche Beschilderungen, unübersichtliche Situationen am Anfang und Ende von Radwegen oder Straßenschäden: Hier kommt eine Liste dringend nötiger Verbesserungen zusammen!“

Mit dabei waren zu einem größeren Teil Menschen, die auf dem Fahrrad ihre Freizeit genießen, aber auch einige Niedernhausenerinnen und Niedernhausener, die den Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen zwei auf Rädern zurückgelegen. Schon beim Treffen zur ersten Etappe zeigten sich verschiedene grundlegende Positionen bei den Radfahrerinnen und Radfahrern: Die einen versuchen zum Beispiel „einfach gut durchzukommen“ und sich zum Beispiel dem Zusammentreffen mit Autos schon mal durch Ausweichen auf einen eigentlich für Fußgänger reservierten Bereich zu entziehen. Das andere Ende des Spektrums sind die „StVO-Ultras“ – hier sind vor allem Berufspendler vertreten. Ein Vertreter dieser Gruppe erklärt es so: „Als Radfahrer im Straßenverkehr habe ich Anspruch darauf, mich sicher bewegen zu können. Im Gegenzug halte ich mich strikt an alle Vorschriften!“

Die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Radfahren bestimmen auch die zum Teil eher subjektiv geprägte Sicht auf die Wege und Straßen. Manche „Freizeitradler“ verzeihen schon mal einen unebenen Weg, sehen diesen vielleicht sogar als „sportliche Herausforderung“. Wer aber regelmäßig, oft sogar mehrmals am Tag, seine Bandscheiben denselben Schlaglöchern aussetzt, sieht die Situation deutlich kritischer- und das ist auch verständlich!

Start der Tour auf dem Wilrijkplatz, Hessens schönster Verkehrsinsel! Von hier aus stürzt man sich per Rad direkt ins Getümmel: Auf dem Weg in Richtung Gewerbegebiet Frankfurter Straße, zur Theißtalschule oder zum Bahnhof muss hier als Erstes die große Kreuzung überwunden werden. Der Fußweg entlang der Frankfurter Straße ist in weiten Teilen zu schmal, als dass sich Fußgänger und Radfahrer unkompliziert und sicher überholen können. Im Radverkehrskonzept der Gemeinde ist geplant, diesen Weg zu verbreitern. Könnte man den bestehenden Weg (mit Verlängerung an der „Alten Kirche“ vorbei) offiziell für Fahrräder mit freigeben? Eine die Autofahrer auf Radfahrer hinweisende Beschilderung wäre auch für viele wünschenswert – zum Beispiel an der Einmündung Oberjosbacher Straße – Frankfurter Straße. Was könnte kurzfristig getan werden? Derzeit prüft die Ordnungsbehörde der Gemeinde, ob dieser Weg offiziell für Fahrräder freigegeben werden kann, und wie dies beschildert werden muss.

Weiter geht’s durch „downtown Niedernhausen“: Viele Anregungen kamen im Vorfeld der Tour zur Bahnhofstraße. Man möge diese doch wie andere Einbahnstraßen in beide Richtungen für Fahrräder öffnen. Der fragliche Abschnitt ist der Bereich Herteberg bis zur Wiesbadener Straße. Aus Sicherheitsgründen hatte die Gemeindevertretung die Öffnung abgelehnt, das fragliche Straßenstück ist sehr schmal. Einige „Radprofis“ sagen dazu: „Wenn alle Rücksicht nehmen, passt das!“ Eine Alternative wäre, die untere Bahnhofstraße nur von der Wiesbadener Straße bis zur Martinsstraße in beide Richtungen freizugeben. Per Rad käme man dann aus Richtung Bahnhof dann über den Herteberg und die Martinsstraße in die untere Bahnhofstraße.

Am Bahnhof selbst stellt sich die Frage: „Darf ich mit dem Fahrrad den Ilfelder Platz zwischen Bahnhofstraße und Bahnhofsvorplatz befahren?“ Auch hier prüft die Ordnungsbehörde der Gemeinde derzeit, ob dieser Abschnitt für Fahrräder freigegeben werden kann.

Die nächste schwierige Stelle liegt zwischen Königshofen und Niederseelbach. Hier verläuft parallel zur Hartmannstraße ein kombinierter Fuß- und Radweg. An beiden Enden ist der „Ein- und Ausstieg“ aus dem Verkehr auf der Straße in den Radweg nicht konsistent und klar beschildert. Hier müssen wir Abhilfe schaffen, und die Ordnungsbehörde der Gemeinde ist bereits eingeschaltet!

Längerfristig sieht das Radwegekonzept hier eine Querungshilfe vor.

Aber auch alle Menschen, die dort mit dem Fahrrad unterwegs sind, müssen ein wenig Rücksicht nehmen: Am Ortseingang nach Königshofen wird man unter Umständen verleitet, nach dem Ende des Radweges noch ein Stück auf dem Gehweg weiter zu fahren. Dabei kreuzt man Einfahrten zu Privatgrundstücken - hier ist es in der Vergangenheit schon zu Kollisionen gekommen. Also bitte: Augen auf! Zusätzlich kann der Gehweg in diesem Bereich durch Poller als „No Go- Bereich“ für Fahrräder zusätzlich gekennzeichnet werden.

Die Ortsdurchfahrt durch Niederseelbach entlang der Obergasse und Engenhahner Straße führt zu einem weiteren „Sorgenkind“: Die Verbindung nach Engenhahn. Mit dem Fahrrad hat man zwei Optionen. Man kann dem hessischen Fernradweg R6 folgen. Über die Straße „Am Flachsbach“ in Niederseelbach geht es unter der Autobahn durch und über Waldwege zur Lenzenmühle. Landschaftlich schön, aber anstrengend durch Steigungen und grob geschotterte Wirtschaftswege. Die einzige Alternative ist es, der Landestraße 3273 (Verlängerung der Engenhahner Straße zu folgen. „Im Grund“ in Engenhahn besteht dann eine alternative Wegeverbindung bis zum Engenhahner Bürgerhaus.

Was diese Strecke sehr unattraktiv und auch potentiell gefährlich macht, ist der durchgängig schlechte Zustand der Straßenoberfläche. Mit dem Fahrrad hat man die Wahl, entweder am Fahrbahnrand durch teils tiefe Schlaglöcher zu holpern, oder beim Ausweichen zur Straßenmitte dem Autoverkehr im Weg zu sein! Was wäre hier zu tun?

Auch hier muss auf die Zuständigkeit hingewiesen werden: Die L3273 ist Landesstraße, sie „gehört“ der Gemeinde also nicht. Für alle Aus- und Umbauten ist HessenMobil als Mobilitätsdienstleister des Landes zuständig. Im Radverkehrskonzept der Gemeinde ist unter der Maßnahmen-Nr. 32 geplant, dass HessenMobil hier tatsächlich einen straßenbegleitenden Geh- und Radweg baut. An dessen Anfang und Ende soll es gesicherte Überquerungsstellen geben. Bis zur Umsetzung wird es allerdings noch dauern – HessenMobil hat in nächster Zeit nicht genügend Planungskapazitäten frei, wie man uns dort mitteilt. Die Gemeinde wird darüber hinaus prüfen lassen, ob man als eine Art Sofortmaßnahme die Geschwindigkeitsbegrenzung zugunsten des Radverkehrs anpassen kann: Also 60 km/h in beide Richtungen im Bereich der Einmündung „Im Grund“.